Wege aus der Corona-Insolvenz: Ein Freiberufler berichtet

Wege aus der Corona-Insolvenz: Ein Freiberufler berichtet über seinen persönlichen Weg aus der drohenden pandemiebedingten Insolvenz.

Wege aus der Corona-Insolvenz - Ein Freiberufler berichtet: Die Unterhaltungsindustrie gehört zu den am stärksten durch die Coronakrise betroffenen Branchen. Die Folgen der Veranstaltungsverbote sind für Künstler und Kleinunternehmer existenzbedrohend. Noch ist nicht absehbar, ob und wann reguläre Großveranstaltungen mit vielen Teilnehmern wieder gestattet werden.

Doch was kann man tun, falls es wirklich hart auf hart kommen sollte und eine Insolvenz droht? Wir haben dazu einen unserer Mitarbeiter befragt, der vor drei Monaten genau diese Erfahrung machen musste:

Wege aus der Corona-Insolvenz - Ein Freiberufler berichtet: Das Expert-Interview

Sven*, 34 Jahre alt, Veranstaltungskaufmann, kommt aus Brandenburg (Havel) und arbeitet im Moment bei einem unserer Partnerunternehmen in der Lebensmittelproduktion. Das Interview führt unsere Personalbetreuerin, Frau Isabelle Schmitz:

 

Frau Schmitz: „Hallo Sven, schön, dich hier zu haben. Wie ist es dir in den letzten drei Monaten ergangen“?

Sven: „Die letzten drei Monate haben mich ziemlich gerockt. Es war schon vor Corona hart, an Aufträge zu kommen. Ich kam aber immer über die Runden, bis alle Großveranstaltungen in Brandenburg aufgrund Corona verboten wurden.

Frau Schmitz: „Was genau hast du gemacht?“

Ich habe Konzerte, kleinere Veranstaltungen, Familienfeiern und so organisiert. Hauptsächlich in Brandenburg, teilweise auch in Sachsen und Thüringen.

Frau Schmitz: Du bist also viel herumgekommen?

Sven: Auf jeden Fall. Alles in allem eigentlich ein ganz cooler Job, auch wenn man immer mit Problemkunden zu kämpfen hatte, die ihre Rechnungen nicht zahlen wollten“.

Frau Schmitz: Wie hast du die Auswirkungen der Coronakrise auf deine Branche erlebt?

Sven: Es kam ja alles schleichend. Am Anfang wusste niemand, was da auf uns alle zukommen wird. Ich habe alle möglichen offiziellen Stellen um Rat gefragt, keine konnte mir eine passable Auskunft geben. Wahrscheinlich waren die selbst überfordert. Als ich dann aber von den Versammlungsbeschränkungen erfahren habe, dachte ich: „Das können die nicht machen“. Konnten Sie aber doch. Welche Auswirkungen das auf die Veranstaltungsbranche hat, sehen wir ja jetzt.

Frau Schmitz: „Und dann“?

Sven: Ich wollte keine halben Sachen machen. Ich wollte genau so leben wie bisher, ohne Abstriche. Hartz IV kam für mich nicht in Frage,  davon haben wir hier in Brandenburg schon genug. Also entschloss ich mich, es doch mal mit Zeitarbeit zu versuchen. Jedenfalls vorübergehend, bis das Schlimmste vorbei ist.

Frau Schmitz: „Wie hast Du den Wechsel von der Selbstständigkeit in die Zeitarbeit erlebt“?

Sven: Naja, davor war man ja quasi sein eigener Chef. Diese Freiheit vermisse ich schon ein Stück. Aber jetzt habe ich diesen finanziellen Druck nicht mehr und geregelte Arbeitszeiten. Ich weiß, Ende des Monats werde ich wieder Geld auf dem Konto haben. Das Gute an der Zeitarbeit ist ja, dass sie relativ krisenunabhängig ist. Und irgendwann werde ich sicherlich in meinen alten Job zurückkehren können.

Frau Schmitz: „Welche Pläne hast du sonst noch für die Zukunft“?

Sven: „Ich will mich auf jeden Fall wieder berappeln und solange in der Zeitarbeit bleiben wie nötig. Ich will mir was auf die hohe Kante legen und nach Corona wieder durchstarten, vielleicht mit neuem Equipment. Jedenfalls bin ich froh, erstmal hier zu sein, und ein Auskommen zu haben. Was später kommt, muss man sehen.

Frau Schmitz: „Dann wünschen wir dir auf jeden Fall viel Erfolg bei deinen Plänen und bedanken uns für dieses Interview“!

Sven: „Ich danke auch“.

* Name geändert